Möglicher Blackout: Neue Schuldige entdeckt

Möglicher Blackout: Neue Schuldige entdeckt

Sollte es entgegen aller öffentlichen Verlautbarungen doch mal zu einem großflächen Ausfall im deutschen Stromnetz kommen, hat das Bundesumweltministerium vorsorglich ja schon mal Vorschläge gemacht, wie auf einen möglichen Ausfall argumentativ reagiert werden soll. Nun haben manche Medien einen neuen potentiellen Sündenbock für eventuelle Stromausfälle ausgemacht.

Wie der SPIEGEL berichtet, hätten um Profitmaximierung bemühte Händler an der Leipziger Strombörse EEX das Netz Anfang Februar an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Diese hätten, anstatt zwischenzeitlich stark erhöhte Preise zahlen zu wollen, lieber die günstige Kaltreserve in der Schweiz und Österreich bemüht, um das Netz vor einem Zusammenbruch zu bewahren.

Tatsächlich war der Strompreis bspw. am 7. Februar morgens stark nach oben geschnellt, in einem Zeitraum, in dem Deutschland unter eisigen Tempereaturen bibberte. Gleichzeitig wurde mehr Strom zum Einkauf als zum Verkauf gehandelt. Laut SPIEGEL lag dies an Händlern, die ihre Bedarfsprognosen absichtlich gefälscht hätten, um die hohen Preise umschiffen zu können. Insider aus der Branche würden dieses Verhalten der Profitgier mancher Händler zuschreiben. Bei den Insider-Berichten beruft sich der SPIEGL auf die Berliner Zeitung, die sich wiederum auf die Frankfurter Rundschau beruft, wo sich die Spur nach den Insidern dann aber naturgemäß verliert.

Zietiert wird auch Matthias Kurth, der Präsident der Bundesnetzagentur, die einen Brandbrief an die betroffenen Händler verschickt hat. Anders als in den Berichten durchklingt, sieht es Kurth aber noch lange nicht als erwiesen an, dass die Händler mit Vorsatz gehandelt hätten.

Die Energiewende und die damit verbundene Abschaltung von Atomreaktoren könne aber absolut nichts mit der kritischen Situation zu tun gehabt haben. Nur: Wenn zu Spitzenzeiten nicht genug Energie vorhanden ist, dann steigt natürlicherweise der Preis. Geschäft eines Händlers ist es nun mal, Ware möglichst günstig einzukaufen und diese dann mit Gewinn weiterzuverkaufen. Der Vorwurf der Profitmaximierung ist also unsinnig, denn um nichts anderes geht es im Wirtschaftsleben. So lange man den Händlern nicht nachweisen kann, dass System bewusst manipuliert zu haben, ist ihnen kein Vorwurf zu machen, vor allem nicht der der Profitgier, die per Definition sowiso fehl am Platz ist.

Wer Ressourcen und Waren künstlich verknappt muss sich am Ende nicht wundern, wenn es teurer wird. Auch – und vielleicht gerade – der Mangel findet seine Profiteure. Ähnlich der Staatsschuldenkrise, für die man vorzugsweise die Banken zu Sündenböcke macht, wird hier nun eine weitere Säule der Marktwirtschaft, nämlich der Handel, vor das hohe Gericht gezerrt. Und das für einen Zustand, die politisch gewollte künstliche Verknappung, für den er nicht verantwortlich ist..