Privat gegen Sparte, RTL gegen ZDFneo und Co.

Privat gegen Sparte, RTL gegen ZDFneo und Co.

Auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland warf Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL, den öffentlich-rechtlichen Anstalten vor, mit ihren Spartensendern Ressourcenverschwendung zu betreiben (offizielle Pressemitteilung, leider ohne die Passage, dazu hier die Medung auf Heise Online). Damit wiederholt er teilweise die Kritik von Kurt Beck, dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder, der in einem Interview mit promedia (Ausgabe Januar 2012, leider nicht online verfügbar), die dieser an den Spartenkanälen von ARD und ZDF (ZDFneo, ZDFinfo, ZDFkultur, Phoenix, EinsPlus, tagesschau24 und Einsfestival) übte. ARD und ZDF sollten lieber ihre Hauptprogramme stärken, als ständig neue Spartensender zu kreieren, die Geld und Sendekapazität kosten.

Nun wäre es, je nach Geschmack, sicherlich wünschenswert, wenn die Hauptprogramme der öffentlich-rechtlichen Sender gestärkt würden und bestimmte Formate nicht zur Geisterstunde auf unzähligen Spartensendern laufen würden. Die von den Sendern selbst mitfinanzierten Filme junger Filmemacher (FilmDebüt im Ersten und Das kleine Fernsehspiel) laufen bspw. immer Nachts – da fragt man sich, warum man die mitfinanziert und nicht den Mut besitzt, sie um 20:15 Uhr zu zeigen. Aber mal ehrlich: die Hauptprogramme waren vor der Einführung der Spartensender auch nicht besser. Beim Spagat zwischen Quote und mutigen Formaten helfen die Spartenprogramme auf jeden Fall. Will man etwas abseits vom Fernseheinerlei sehen, sind die Spartensender eine Wohltat. Nicht alles was dort läuft ist grandios, aber es gibt immer wieder Perlen, die es wahrscheinlich auf Grund der mutlosen Programmgestaltung der Müttersender nicht in deren Hauptprogramme schaffen würden. Oftmals entsteht im Programm von ARD, ZDF und den Dritten der Eindruck, der Fernsehabend bestehe nur aus Krimis und deren Wiederholungen und endlosen Diskussionsrunden, unterbrochen von Kochsendungen und Zoo-Dokumentationen. Da ist es sehr erfrischend, auf die Spartensender umschalten zu können.

Der Bezahlsender Sky macht es teilweise vor und bietet zusammen mit Kooperationspartnern unzählige, teils recht interessante, Spartensender an – auch wenn man bei SPIEGEL Geschichte das Gefühl nicht los wird, dass dort meistens der Führer durch die Dokus marschiert. Übrigens strahlt Sky auch Spartensender von RTL und ProSiebenSat.1 aus, die sich so bitterlich über die angebliche Ressourcenverschwendung durch ARD und ZDF beschweren.

Die Intention von Schmid ist klar, er vertritt RTL und somit die legitimen geschäftlichen Interessen der Privaten, denen es ganz gut passt, dass ARD und ZDF bisher als Alten-Sender gelten. Das Problem von Kurt Beck bleibt aber im Dunkeln. Einerseits wird immer wieder die Verflachung des Programms kritisiert, aber dann will man die Sender am liebsten wieder reduzieren. Wie schon geschrieben, war das Programm vorher auch nicht besser, weshalb ich vor allem froh bin auf ZDFkultur und neo umschalten zu können. ARD und ZDF werden es nie allen Recht machen können, sie sollen sowohl die Silbereisen-Fans als auch die Zuschauer von ZDFneo unter einen Hut bringen – da lobe ich mir die Sparte und verweile lieber dort..