Brüder, zur Sonne, zur Unfreiheit

Brüder, zur Sonne, zur Unfreiheit

Noch heute wird auf SPD-Veranstaltungen gerne das alte Arbeiterlied „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ gesungen, mehr als ein bisschen Rumträllerei hat die alte Tante SPD mit der Freiheit aber schon lange nicht mehr gemein. Zusammen mit den Menschenmodellierern von den Grünen arbeitet man an einem neuen Anti-Rauchergesetz für NRW, das die bisherige liberale Regelung der Vorgängerregierung von CDU und FDP kippen soll. Die Kommunisten von der Linken wollen dabei natürlich nicht fehlen und ihre Expertise bei der Umerziehung der Menschen gerne einbringen, indem sie das Gesetzesvorhaben unterstützen wollen.

Nach bayerischem Vorbild will man ein absolut striktes Anti-Rauchergesetz schaffen, das keine Ausnahmen mehr erlaubt. Vor allem die Raucher-Clubs und die Ausnahmen für Brauchtumsveranstaltungen sind den Regierungsparteien ein Dorn im Auge, unterlaufen sie doch die Regelementierung der Raucher. Bisher ist mir noch kein Fall bekannt, bei dem ein Nichtraucher gezwungen wurde, dort Mitglied zu werden oder entsprechende Orte besuchen musste.

Auch wenn manche meinen, hier ginge es um Gesundheitspolitik, so geht es hier doch viel mehr um Freiheit. Oft wird auch das Argument gebracht, dass Rauchverbote zu erhöhten Besucherzahlen in rauchfreien Kneipen führen würden. Diese Behauptung ist interessant, denn wäre dem wirklich so, könnte man die ganze Angelegenheit vom Markt regeln lassen. Überall würden ohne staatlichen Eingriff Nichtraucherkneipen aus dem Boden schießen, die begeistert von der Kundschaft angenommen würden. Die Unfreiheit wird jedoch dazu führen, dass sich immer mehr Menschen ins Private zurückziehen werden, wo die lange Hand der Regulierer (noch) nicht hin reicht. Dabei gibt es schon erste Radikale, die das Rauchen auch in Privatwohnungen verbieten wollen, vorgeblich zum Schutz der Nachbarn.

Die Hurra-Schreier von der Gesundheits- und Verbotsfront sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Regelungen nicht vor weiteren Genüssen halt machen werden. In New York will man mittlerweile auch das Rauchen in Parks, also an der frischen Luft, verbieten. In Koblenz sind die Grünen äußerst unglücklich darüber, dass die Raucher, die im Winter nicht im Kalten stehen wollen, von den Wirten mit Heizpilzen umworben werden, die so gar nicht ins grüne Programm passen. Zwischen den Jahren kam dann überraschend heraus, dass auch ältere Menschen gerne einen über den Durst trinken und komischerweise mehr Medikamente (Drogen) nehmen als die junge Generation. Was soll da kommen? Eine Höchstaltersbeschränkung des Alkoholkonsums, Bier von 16 bis 67?

Ist die Schlacht um den Tabakgenuss erst einmal von den Anti-Raucher-Taliban gewonnen, so werden sie sich nach kurzer Verschnaufpause den Alkoholkonsum vornehmen. Die ersten Initiativen bringen sich bereits in Stellung und können mit Alkoholverboten in der Öffentlichkeit, bspw. im Münchner und Hamburger Nahverkehr punkten.

Ein Staat, der immer mehr zum Umsetzungsbüttel brüsseler Direktiven degradiert wird, sucht sich naturgemäß andere Aufgabgenbereiche – und was liegt da näher als die Beglückung der Bürger durch Einschränkungen zu deren vermeintlichem Eigenwohl. Zusätzlich geht es auch um einen gesunden Volkskörper, wie er schon den Nazis unter ihrem abstinenten und nichtrauchenden Führer vorschwebte. Für die EU sind die Raucher nicht produktiv genug, sterben zu früh und können nicht ausreichend konsumieren.

Die Argumentationsschiene, man müsse, gerade auch in Gaststätten, die Angestellten vor Tabakqualm schützen, rührt daher, dass die Gesetze auf einer EU-Richtlinie basieren. Da die EU aber nicht für Gesundheitspolitik, sehr wohl aber für Arbeitsschutz zuständig ist, wählte man auf EU-Ebene den Arbeitsschutz als Angriffsvektor auf den Tabakgenuss.

Die Nichtraucher und Abstinenzler, die all diesen Einschränkungen zujubeln, sind nichts weiteres als Ochsen, die sich vor einen Karren spannen lassen. Am Ende werden auch sie darunter zu leiden haben, und das wesentlich mehr als unter Tabakqualm.

Rauchen ist für Raucher schädlich, ja, aber wir machen täglich viele Dinge, die unser Leben verkürzen und vielleicht einige, die es verlängern, aber geht es denn wirklich darum, seine Lebenszeit zu optimieren oder zu deoptimieren? Was bringt es mir, genussfeindlich 100 Jahre alt zu werden? Es ist allein meine Entscheidung, ob ich mich umbringe oder schädige. Das die Tabaksteuer nicht in das Gesundheitswesen sondern in die Rente fließt ist nicht auf dem Mist der Raucher gewachsen.

Die Tabaksteuer, die im Jahr 2009 in Deutschland 14,3 Milliarden Euro betrug, kommt dem Bundeshaushalt zugute, während die Bundesländer für die entsprechenden Gesetze zum vorgeblichen Nichtraucherschutz zuständig sind. Hier liegt ein weiteres Problem von Verantwortung und Ergebnis. Wären die Länder finanziell von ihren Entscheidungen direkt betroffen, würden sie sich die Einschränkung der Freiheit eher überlegen. Wobei das ein trauriges Argument wäre, da es ihnen immer noch nicht um die Freiheit, sondern lediglich um ihren Haushalt ginge. Freiheit ökonomisch erklären und legitimieren zu müssen ist ihrer unwürdig..