Die Legende von der Industriellen Landwirtschaft

Die Legende von der Industriellen Landwirtschaft

Landwirtschaft in Schottland

Landwirtschaft in Schottland

Sie ist mal wieder in aller Munde, die industrielle Landwirtschaft, deren Struktur angeblich hinter all den großen und kleinen Lebensmittelskandalen der letzten Jahre steckt. Aber was soll das eigentlich sein, industrielle Landwirtschaft, und was ist mit ihrem angeblichen Konterpart, der bäuerlichen Landwirtschaft?

Der Begriff der Industriellen Landwirtschaft wird vor allem von den Kritikern moderner landwirtschaftlicher Methoden mit Leben gefüllt, die ihm die Bäuerliche Landwirtschaft gegenüberstellen. Laut Wikipedia ist die industrielle Landwirtschaft „ein Typ von Landwirtschaft mit der Verwendung industriespezifischer Produktionsweisen. Kennzeichen agrarindustrieller Betriebe sind unter anderem ein hoher Spezialisierungsgrad, die Verwendung technischer Verfahren, ein hoher Kapitaleinsatz, und der Übergang zu standardisierter Massenproduktion.“

Hierbei zeigt sich schon das erste Problem. Ein Begriff, der nur von den Kritikern geprägt und definiert wird, ist am Ende nicht mehr als ein reiner Kampfbegriff. In diesem Fall soll das Adjektiv industriell auf eine menschen- und naturferne Produktionsweise verweisen, die nichts mehr mit den Ursprüngen der Landwirtschaft zu tun habe. Nur bleibt Landwirtschaft, ob sie nun im großen oder kleinen Stil betrieben wird, immer von den Abläufen und Zyklen der Natur abhängig. Es gibt Forschungsvorhaben in denen versucht wird, Nahrungsmittel gezielt heran zu züchten, quasi ein Schnitzel aus dem Labor. Das wäre dann sicherlich industriell, aber keineswegs mehr landwirtschaftlich.

Industrielle Landwirtschaft wird häufig einfach an der Größe von Betrieben und dem Einsatz von Maschinen und chemischen Produkten fest gemacht. Allerdings ist es den Produktionsmitteln, also Land und Lebewesen, herzlich egal, ob sie nun von vielen Kleinen oder wenigen Großen bewirtschaftet werden. Das kleine Einheiten die Ressourcen nachhaltiger nutzen ist eine nicht belegte Behauptung, die aber immer wieder gerne herangezogen wird.

Die Romantisierung der Vergangenheit trägt ihren Teil zum schlechten Bild der modernen Land- und Viehwirtschaft bei. Unterstützt wird sie durch die Tatsache, dass immer weniger Menschen direkt in der Landwirtschaft arbeiten oder überhaupt einen Bezug zu ihr haben. Tiere werden nicht automatisch besser behandelt nur weil sie auf einem Kleinbetrieb gehalten werden. Ebenso wenig können es sich Großbetriebe leisten, ihre Böden, also ihr natürliches Kapital, auszulaugen. Der Vorwurf, bei Großbetrieben gehe es nur um Gewinnmaximierung, kleine, als bäuerlich angesehene Betriebe, würden hingegen zum Wohle aller wirtschaften ist ebenso pure Romantisierung der Vergangenheit. Die Kritiker, vor allem die aus der grünen Ökobewegung, wollen die moderne Landwirtschaft damit lediglich mit der von ihnen auch nicht geliebten Industrie gleichsetzen und ihr etwas artifizielles und ungesundes anhängen.

Industrielle Produktionsweise

Wie schon gezeigt, wird der Begriff Industrie im Zusammenhang mit moderner Landwirtschaft vor allem zur Diffamierung genutzt. Nichtsdestotrotz ist die Land- und Viehwirtschaft heutzutage natürlich von einem hohen Grad an Mechanisierung und Automatisierung geprägt, dazu kommt oft auch Arbeitsteilung in Form spezialisierter Betriebe. Allerdings ist der Einsatz von Maschinen nun wirklich nichts neues mehr und wurde in der romantisierten Vergangenheit als Fortschritt angesehen. Gerade auf Bioackerbaubetrieben ist der Maschineneinsatz zur Bodenbearbeitung und Unkrautbekämpfung auf Grund des Verzichts auf chemische Pflanzenschutzmittel wesentlich höher. Im Umkehrschluss verringert der Einsatz von chemischen Produkten oftmals den Einsatz von schwerem Gerät, was wiederum zu einer geringeren Bodenverdichtung führt.

In der Tierhaltung führen Automatisierung und computergestützte Überwachung der einzelnen Tiere zu zielgerichtetem Aufwuchs und senken somit wiederum den Medikamenteneinsatz. Optimale Haltungsbedingungen in den Ställen werden erst durch automatische Klimaanlagen ermöglicht, wobei diese in der Massentierhaltung natürlich auch zur Krankheitsvermeidung nötig sind. Melkroboter sind zum Beispiel heutzutage auch auf Biobetrieben nicht mehr verpönt. Ihr Einsatz macht den Melkvorgang für das Tier entspannter, kann es sich doch selber zum Melken begeben, wann immer ihm danach ist, anstatt zu festgelegten Zeiten gemolken zu werden.