LTE, schnelles Internet via Mobilfunk als DSL-Alternative?

LTE, schnelles Internet via Mobilfunk als DSL-Alternative?

Mit LTE versprechen die großen Mobilfunkanbieter T-Mobile und Vodafone einen unkomplizierten und schnellen Internetanschluss für ländliche Gebiete, die vom bisherigen DSL-Ausbau der großen Anbieter ausgeschlossen sind, weil es sich für diese offensichtlich finanziell nicht lohnt. Die Anbieter wurden bei den Frequenzausschreibungen außerdem dazu verpflichtet, zuerst die weißen Stellen auf der DSL-Landkarte zu füllen, bevor sie ihr Netz in den lukrativeren Großstädten aufbauen dürfen. Insbesondere deshalb waren sie auch erbost darüber, dass ihnen im Kreis Höxter mit Sewinet eine staatlich geförderte Konkurrenz aufgebaut wurde, die klassisches DSL anbietet. Zur Förderung, die aus dem Konjunkturpaket II (Beschluss 6: Breitbandstrategie der Bundesregierung) stammt, sei jedoch gesagt, dass sie auch den großen Anbietern offen stand, von diesen in einer ersten Ausschreibung aber verschmäht wurde. Vertreter der beiden Unternehmen versuchten nach anfänglichen Startschwierigkeiten von Sewinet potentielle Kunden mit dem Hinweis auf ihre eigenen LTE-Angebote vom Wechsel abzuhalten.

Ist ein Internetzugang über LTE also eine Alternative? Das will ich hier mal anhand der Vertragsbedingungen und von der technischen Seite aus untersuchen.

Deutsche Telekom

Die Telekom bietet ihr LTE-Produkt namens Call & Surf Comfort via Funk mit einer Geschwindigkeit von bis zu 7,2 MBit/s an, der monatliche Preis beträgt 39,95 €. Laut Verfügbarkeitsprüfung ist es hier verfügbar, wobei ich zuletzt mit meinem T-Mobile-Vertrag nur an manchen Stellen im Ort UMTS hatte, was die Frage aufwirft, ob die Verfügbarkeitsprüfung stimmt. Da der Vertrag im September auslief und ich nun bei einem anderen Anbieter bin, kann es natürlich sein, dass sich die Situation geändert hat, was ich aber nicht so ganz glaube. 7,2 MBit/s hören sich zwar schon mal ganz gut an, kommen aber natürlich nicht an die 16 MBit/s heran, die man bei Sewinet maximal bekommen kann.

Jetzt kommen aber die Pferdefüße im Angebot: Nach 10 GB übertragenem Datenvolumen im Monat wird die Geschwindigkeit auf 384 kbit/s gedrosselt, was dem alten und viel gehasstem DSL light entspricht. 10 GB hören sich zwar erst mal viel an, sind, wie ich weiter unten ausführen werde, aber schneller erreicht als man denkt. Ansonsten scheint es aber keine weiteren Einschränkungen zu geben.

Vodafone

Vodafone bietet, anders als die Telekom, unter dem Namen LTE Zuhause verschiedene Maximalgeschwindigkeiten an, die aber auch alle nach Verbrauch des Inklusivvolumens auf 384 kbit/s gedrosselt werden. Als da wären 3,6 MBit/s (mit 5 GB Inklusivvolumen pro Monat), 7,2 MBit/s (10 GB), 21,6 MBit/s (15 GB) und 50 MBit/s (30 GB), die sich preislich nicht vom Telekomangebot unterscheiden, da die 7,2 MBit-Verbindung auch für 39,99 € im Monat zu haben ist. Vodafone, dessen örtliche Vertreter sich hier am meisten über die politische Unterstützung für Sewinet aufgeregt haben, bietet hier, wie die Verfügbarkeitsprüfung ergab, aber immer noch keinen LTE-Zugang an.

Aber auch dieses Angebot hat ein paar unangenehme Pferdefüße: Da wäre mal wieder die Begrenzung auf 10 GB bei 7,2 Mbit/s im Monat, die man mit der Telekom gemein hat. Darüber hinaus untersagt Vodafone im Vertrag auch noch explizit die Nutzung von Voice over IP (bspw. Skype) und von Peer-to-Peer-Kommunikation (bspw. BitTorrent).

Das Problem mit dem Inklusivvolumen

10 GB, oder sogar 30 GB bei Vodafone LTE 50.000, hören sich ja erst mal viel an, wenn man so an die durchschnittliche Internetnutzung denkt. Wir haben hier aber im letzten Monat an der alten Telekom-Verbindung mit 1 MBit/s schon 23,3 GB Übertragungsvolumen gehabt. Zugegeben, hier sitzen auch ein paar Leute dran, die ein großes Datenvolumen durch ihre Arbeit generieren, aber selbst bei „normaler“ Nutzung fließen heutzutage reichlich Daten. Die meisten Internetdienste und Internetseiten haben sich auf die Verfügbarkeit schneller Anschlüsse eingestellt und liefern immer mehr hoch auflösende Bilder und Videos aus. Zusätzlich wandern immer mehr Daten von der eigenen Festplatte in die immer und überall verfügbare Wolke Internet. Ein Video in HD-Auflösung ist selbst bei geringer Dauer schon über 100 MB groß, lässt sich über eine schnelle Verbindung aber komfortabel anschauen. Und warum sollte man das Internet mit einem schnellen Zugang weiter so rücksichtsvoll durchstreifen, wie man es mit einer langsamen Verbindung gewohnt war? Diese Entwicklung wird auch nicht aufhören, die übertragenen Datenvolumen werden weiter steigen.

Technische Grenzen von LTE

Nicht umsonst bietet die Telekom nur maximal 7,2 MBit/s an, und die schnellen Vodafone-Verbindungen sind auch nicht überall verfügbar. LTE bietet zwar eine maximale Datenrate von 300 MBit/s an, die sich aber alle Nutzer in einer Funkzelle teilen müssen. Wäre nur ein Nutzer aktiv, könnte er theoretisch die Maximalgeschwindigkeit erreichen. Bei zweien sind es dann schon nur noch 150 MBit/s – dass Spiel lässt sich dann weiter treiben. Bei 7,2 MBit/s reicht die Kapazität der Funkzelle für 41 gleichzeitig aktive Nutzer. Entschärft wird die Situation zwar teilweise dadurch, dass nicht immer alle Nutzer gleichzeitig aktiv sind, aber gerade in den Hauptverkehrszeiten dürfte es eng werden. Außerdem wird man die Funkzellengröße von 20 km Durchmesser aus Kostengründen wohl ausnutzen wollen, womit sich auch im ländlichen Bereich recht viele Haushalte in einer Zelle befinden. Das ließe sich zwar mit einem dichteren Netz von Mobilfunkmasten umgehen, was aber an den Kosten dafür scheitern dürfte.

Ein weiterer, weniger bekannter Nachteil von Internetverbindungen über Mobilfunknetze ist der Umstand, dass der Sendemast wie ein Router agiert, über den man mit dem Internet verbunden ist. Es besteht also keine Direktverbindung, so wie man es auch von seinem Router (bspw. seiner Fritz!Box) zu hause gewöhnt ist. Die öffentliche IP-Adresse erhält der Router, die Geräte dahinter erhalten Adressen im Heimnetz. Wo liegt nun das Problem? Will man im Internet Server-Dienste anbieten, bspw. um auf Dateien zugreifen zu können, die auf dem heimischen Rechner liegen, benötigt man zu diesem Server eine direkte Verbindung. Auf ihren heimischen Router haben Sie direkten Zugriff und können dort eine Weiterleitung zu ihrem Server schalten, so dass dieser direkt erreichbar ist. Auf den Sendemast des Anbieters, der auch als Router fungiert, haben Sie aber keinen Zugriff und somit auch keine Möglichkeit, Server-Dienste im Internet anzubieten.

Fazit

Als wirklicher Ersatz für DSL-Kabelverbindungen eignet sich LTE nur in der Theorie. In der Praxis gibt es zu viele vertragliche und technische Einschränkungen. Diese Einschränkungen nimmt man vielleicht in der mobilen Nutzung in Kauf, an einem „richtigen“ Internetanschluss möchte man davon aber lieber verschont bleiben.

Natürlich wäre es schön, aus einer großen Auswahl von Anbietern wählen zu können, da Konkurrenz ja bekanntlich das Geschäft belebt und für den Kunden den Vorteil niedriger Preise und einer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung hat. Das die Mobilfunkanbieter zum bevorzugten Ausbau unterversorgter Gebiete verpflichtet wurden mag aus politischer Sicht richtig sein, scheitert aber an den technischen Realitäten. In Großstädten lassen sich schon Zugänge mit 100 MBit/s bestellen, wir können also nur hoffen, in ein paar Jahren nicht schon wieder abgehängt zu sein..